Im Rahmen der Sol-Gel-Verfahrens zur Herstellung einer oxidischen Keramik werden im allgemeinen Fall geeignete Ausgangsverbindungen in Lösung mit organischen Liganden, etwa Alkoholen, komplexiert und anschließend teilhydrolysiert. Ziel ist es, durch Ausbildung eines Netzwerkes, welches über kovalente und nichtkovalente Wechselwirkungen zusammengehalten wird, die Vorstufe für die weitere Verarbeitung so zu stabilisieren, daß ein optimales Verarbeitungs- und Sinterverhalten erreicht wird [6].
Derartige Gele im Grenzbereich zwischen molekularen und mikroskopischen Zuständen werden den supramolekularen Systemen zugeordnet. Daneben gehören aber auch Micellenbildner (Tenside), Dendrimere oder biologische Membranen zu den supramolekularen Systemen [7].
Die Synthese des technisch wichtigen Mullites über eine supramolekulare Vorstufe erscheint vielversprechend, da die Kristallisationstemperatur des Mullites entscheidend von den während der Mullitisierung zu überbrückenden Distanzen abhängt.
und
Partikel im Mikrometerbereich wandeln sich bei
1600 bis 1750°C in Mullit um. Verwendet man kollodiale Teilchen der Größe
von einigen zehn Nanometern, so sinkt die
Kristallisationstemperatur bereits auf 1300 bis 1450°C [8].
Einphasige Gele, in denen eine molekulare Verteilung der Silizium und
Aluminiumkomponente vorliegt, kristallisieren bei 980°C zum
pseudotetragonalen Mullit der Zusammensetzung
[9].
Dabei hängt die Kristallisationstemperatur erheblich von den
supramolekularen Strukturen der Vorstufen ab [10].
Erlauben die Bedingungen in den Vorstufen die Separation einer
aluminiumhaltigen Spezies, wird eine epitaktische Nukleation von
kubischem Spinell
bei 980°C beobachtet.
Durch geeignete Synthesebedingungen kann dies jedoch vermieden
werden, so daß man bei dieser Temperatur pseudotetragonalen Mullit
erhält [11].
Supramolekulare Systeme geeigneter Stöchiometrie können sich also bei wesentlich niedrigeren Temperaturen im Vergleich zur konventionellen Festkörpersynthese zu Mullit umwandeln. Darüber hinaus sind sie gut in verschiedenen Lösungsmitteln löslich. Somit kann man verschiedene technisch wichtige Eigenschaften, etwa die Viskosität, über die Wahl des Lösungsmittels bzw. die Konzentration einstellen.